Wärme

Verband: Erdwärme könnte 40 Prozent der Wärmeversorgung sichern

Die Branchenverterter:innen der Geothermie sprechen sich für schneller Genehmigungsverfahren und eine staatliche Absicherung des Fündigkeitsrisikos ab, um den Anteil der Erdwärme an der Wärmewende zu erhöhen. Notwendig sei dies nämlich in jedem Fall.
19.10.2023

Immer mehr Energieversorger und auch Industriebetriebe interessieren sich für die Chancen der Geothermie, allerdings geht die Technologie auch mit vielen Herausforderungen einher. Die Branche hofft auf politische Unterstützung.

Auf dem Weg Richtung Klimaneutralität bietet die Nutzung von Erdwärme nach Ansicht des Bundesverbandes Geothermie großes Potenzial. «40 Prozent der Wärmeversorgung Deutschlands könnte man aus Geothermie sicherstellen», sagte Verbandspräsident Helge-Uve Braun am Mittwoch in Essen anlässlich eines Branchenkongresses. Derzeit liege der Anteil nur im einstelligen Prozentbereich.

«Geothermie ist als Baustein auf dem Weg zur Wärmewende unverzichtbar», betonte er. Für die von den Kommunen aufzustellenden Wärmepläne müsse der Gesetzgeber daher Hemmnisse für eine Erdwärmenutzung aus dem Weg räumen. So müssten etwa die Genehmigungsverfahren stark beschleunigt werden. Als Beispiel nannte Braun München, wo ein einziges Verfahren derzeit acht bis zehn Jahre dauere. Braun sprach sich außerdem für eine staatlich geförderte Absicherung finanzieller Risiken bei geothermischen Projekten durch eine sogenannte Fündigkeitsversicherung aus. Die Kosten für tiefe Bohrungen in München gab er mit 15 bis 30 Mio. pro Bohrung an.

Geothermie-Interesse in der Industrie steigt 

Geothermie, also Erdwärme, nennt man die unterhalb der Erdoberfläche gespeicherte Wärmeenergie. Je tiefer, desto wärmer: In Mitteleuropa nimmt die Temperatur laut Verband um etwa drei Grad pro 100 Meter Tiefe zu. Die in der Erde gespeicherte Wärme gilt als unerschöpflich. Unterschieden werden eine oberflächennahe (bis etwa 400 Meter Tiefe), eine mittlere (bis etwa 1500 Meter Tiefe) und eine tiefe Geothermie (ab 1500 Meter Tiefe).

Nach Angaben des Geothermie-Experten Rolf Bracke von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) in Bochum interessiert sich zunehmend auch die Industrie für geothermische Energie. Als Beispiel nannte er die chemische Industrie, die Prozessdampf bis 200 Grad benötige. Schätzungsweise könne mindestens ein Viertel des Wärmebedarfs der wärmeintensiven Unternehmen über Geothermie abgedeckt werden, so Bracke.

Stadtwerke Düsseldorf planen Geothermie für Fernwärme zu nutzen

Pläne für eine Nutzung von Erdwärme in kommunalen Fernwärmenetzen gibt es unter anderem bei den Stadtwerken Düsseldorf. Allerdings ist laut der Leiterin Nachhaltigkeit Verena Svensson noch unklar, wieviel Wärme aus dem Untergrund gewonnen werden kann. Auch sie hofft daher auf «politische Anreizsysteme», damit eine Bohrung vorgenommen werden kann. (dpa/lm)