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Avacon zeigt sich mit Ergebnis zufrieden – und setzt auf Wasserstoff

Der regionale Energieversorger investiert in erneuerbare Energien, Netzausbau und Wasserstoffprojekte. Auch wegen Corona schrumpfte der Jahresüberschuss.
07.05.2021

Marten Bunnemann, Vorstandsvorsitzender, Avacon AG, sieht große Potenziale für die Energiewirtschaft beim Thema "grüne Daten" und bei Wasserstoff.

Avacon hat in einem von der Corona-Pandemie geprägten Geschäftsjahr 2020 einen Jahresüberschuss von 113 Mio. Euro erwirtschaftet und blieb somit unter dem Vorjahr (140 Mio. Euro). Dies liege auch an Volumenschwankungen im Netz, wie der Energiekonzern aus Helmstedt (Niedersachsen) mitteilt. Allerdings sei es schwer, die genauen Corona-Effekte und den Einfluss der Witterung zu beziffern.

Dennoch wird eine Dividende von 131 Mio. Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet – und damit sogar leicht über dem Vorjahresniveau. Das liege auch an hohen Gewinnvorträgen aus den vergangenen Jahren, heißt es. Man wolle den Anteilseignern eine stabile Rendite ermöglichen. Die Avacon AG ist Teil des Eon-Konzerns, knapp 60 Prozent der Geschäftsanteile hält. Gut 40 Prozent entfallen auf mehr als 80 Kommunen und Landkreise in Sachsen-Anhalt und Niedersachen.

Investitionen auf Rekordniveau

Im Geschäftsjahr 2020 sind die Investitionen der Avacon-Gruppe mit 352 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr um 76 Mio. Euro auf ein neues Rekordniveau gestiegen. "Auch inmitten der Pandemie setzen wir starke Wachstumsimpulse in Richtung einer klimaneutralen Zukunft und stärken damit gleichzeitig der Wirtschaft in schwierigen Zeiten den Rücken", fasst Marten Bunnemann, Vorstandsvorsitzender, Avacon, die Lage zusammen.

Über 60 Prozent des Geschäftes kommt dabei aus der regulierten Infrastruktur, insbesondere aus den Stromnetzen. Eine zweite große Säule stellen die individuellen Energielösungen für Kunden dar. Außerdem hält der Energieversorger ein großes Beteiligungsportfolio mit etwa 50 Beteiligungen an kleineren Versorgern und Netzgesellschaften, aber auch an industriellen Partnern.

Umbau des Energiesystems

 "Der Umbau des Energiesystems bleibt eine der wichtigsten gesamtgesellschaftlichen Aufgaben des laufenden Jahrzehnts. Mit unseren Infrastruktur- und Kundenlösungen wollen wir ein Motor dieses Wandels sein", so Bunnemann. Die regionale Wertschöpfung betrug im Geschäftsjahr 2020 700 Mio. Euro. Das Investitionsniveau konnte darüber hinaus in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert werden.

Das Netzgebiet des Versorgers bleibe stark von der Energiewende geprägt. Seit 2000 hat sich die Erzeugungskapazität im Bereich der erneuerbaren Energien mehr als verzehnfacht. Im Vergleich zu 2019 stieg die Einspeiseleistung im Avacon-Netz um 390 MW auf rund 12.000 Megawatt. Das entspreche einer Leistung von rund zehn Großkraftwerken, heißt es.

Geringe Zuwachsraten bei Wind

70 Prozent der erneuerbaren Energien entfallen derzeit auf Windkraft. Lediglich um zwei Prozent steigerte sich die Einspeiseleistung verglichen zum Vorjahr. Hintergrund sind Genehmigungsstaus, langen Planverfahren, zunehmenden Klagen und Einwänden, so Avacon. Die Stagnation bei der Windkraft entspreche einem bundesweiten Trend. Dies gelte gerade beim Offshore-Wind (12.000 MW derzeit im Netz). Bei Freiflächen-PV-Anlagen gab es im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 12 Prozent, allerdings auf niedrigerem Niveau.

Rein rechnerisch decken erneuerbaren Energien im Avacon-Netzgebiet bereits 192 Prozent des Stromverbrauchs. Damit erzeugt man im Jahresdurchschnitt fast doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Quellen, wie im eigenen Netzgebiet nachgefragt wird. Das liegt auch daran, dass windreiche Gebiete wie Ostfriesland im Netzgebiet liegen. Der sogenannte "Grünstromüberschuss" wird dabei in andere Versorgungsgebiete abgeführt.

Netzausbau im Großraum Frankfurt

Im Großraum Rhein-Main investiert Avacon gemeinsam mit Partnern in den kommenden fünf Jahren mehr als 750 Mio. Euro in ein Netzverstärkungskonzept, um die Standortattraktivität Hessens für Betreiber von Rechenzentren zu steigern. "In Frankfurt gibt es einen immens ansteigenden Bedarf an Rechenzentren. Denn dort befindet sich der weltweit größte Internetknoten der Welt, der sogenannte DE-CIX", erläutert Bunnemann.

"Wir bekommen verstärkt Anfragen nach Energieversorgung von Rechenzentren-Dienstleistern." Mit dem Projekt verdreifacht der Versorger die Leistungsfähigkeit des 110-kV-Netzes um Frankfurt herum. Insgesamt sieht man beim niedersächsischen Versorger enormes Potenzial beim Thema "grüne Daten".

Wasserstoff für Salzgitter

In einem weiteren Großprojekt geht Avacon zusammen mit den Partnern Salzgitter AG und Linde einen ersten konkreten Schritt hin zur industriellen Nutzung von grünem Wasserstoff in der Stahlindustrie. Auf dem Gelände des dortigen Hüttenwerks in Salzgitter werde künftig grüner Wasserstoff mit Strom aus Windenergie erzeugt.

"Die breite Nutzung von grünem Wasserstoff in den Bereichen Industrie, Wärme und Schwerlastverkehr ist eine zentrale Voraussetzung für das Gelingen der Transformation der Energiewirtschaft in Richtung Klimaneutralität", ist Bunnemann überzeugt. Avacon will den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland daher weiter vorantreiben. "Dekarbonisierung ist der Mega-Trend, der uns die nächste Dekade begleiten wird und enorme Wachstumschancen für unsere Branche bringt", so Bunnemann weiter. (jk)