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Stadtflucht aufgrund von Corona bleibt aus

Die Daten von ImmoScout führen aber zu anderen interessanten Ergebnissen – zum Beispiel wegen des Homeoffice.
26.10.2020

Von März bis Juli lagen die Kurzzeitvermietungen auf dem Land weit über den Vorjahreswerten.

Eine aktuelle Datenauswertung des Immobilienportals zeigt, dass sich die Nachfrage nach Kauf- und Mietimmobilien in der Stadt und auf dem Land seit Beginn der Corona-Pandemie weitgehend analog entwickelt haben. Eine Verschiebung aus der Stadt zugunsten des Landes sei nicht erkennbar, heißt es in einer Pressemitteilung.

Nach einem Rückgang der Kontaktanfragen im März 2020 erholten sich die Werte deutschlandweit in wenigen Wochen und über alle Segmente hinweg. Starke Nachholeffekte zeigten sich – sowohl auf dem Land als auch in der Stadt – im Juni 2020. Im Vergleich zum Vorjahr gingen auf ImmoScout24 für Eigentumswohnungen auf dem Land 40 Prozent und in der Stadt 38 Prozent mehr Kontaktanfragen ein. Seit August haben sich die Nachfragewerte wieder eingependelt und lagen auf oder leicht über dem Vorjahresniveau. "Der Immobilienmarkt verändert sich nicht von heute auf morgen. Die vielfach vorhergesagte Stadtflucht blieb bislang aus“, sagte Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24.

Umland gewinnt an Attraktivität

Die Nachfrage nach Kurzzeitvermietungen auf dem Land boomte jedoch zwischenzeitlich. Von März bis Juli verzeichnete der Online-Makler im Vergleich zum Vorjahr für jeden Monat ein Plus an Kontaktanfragen zwischen 29 bis 74 Prozent. Aber auch in der Stadt stieg die Nachfrage nach Kurzzeitvermietungen – im April lag sie bei plus 15 Prozent und Juni bei plus 10 Prozent gegenüber den Vorjahreswerten. Ein langfristiger Trend zeichnet sich bislang nicht ab: Im August und September 2020 lag die Nachfrage nach Kurzzeitvermietungen auf dem Land unter den Vorjahreswerten.

Allerdings hat das Homeoffice Auswirkungen. So verzeichnete ImmoScout24 im Juni 2020 51 Prozent mehr Kontaktanfragen für Eigentumswohnungen im Umland der Städte im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Nachfrage nach Häusern zum Kauf stieg im Vergleichszeitraum um 48 Prozent. Auch im September 2020 lagen die Werte noch jeweils drei Prozent über den Vorjahreswerten. „Wegen Corona arbeiteten in den vergangenen Monaten viele Angestellte im Homeoffice“, interpretiert der ImmoScout-Chef die Zahlen. Das Pendeln vom Wohnort zur Arbeit und zurück blieb damit erspart. Gut möglich, dass dieser Trend sich auch nach der Pandemie fortsetzt. Das Umland könnte dadurch an Attraktivität gewinnen.“

Viel Platz

Eine weitere auffällige Entwicklung registriert der Online-Makler: Die Nachfrage nach Häusern zum Kauf mit mehr als 150 Quadratmetern Fläche ist nach dem Corona-Tief im März im Vergleich zu kleineren Immobilien überproportional stark gestiegen. Im Juni gingen im Vergleich zum Vorjahr die meisten Nachfragen ein: ein Plus von 37 Prozent, im September waren es immerhin hoch plus 4 Prozent.

Ebenfalls begehrt sind Eigentumswohnungen mit mehr als fünf Zimmern: Im Juni gingen im Vergleich zum Vorjahr 71 Prozent mehr Kontaktanfragen ein, im September 16 Prozent. Die Nachfrage nach den sonst begehrten Zwei-Zimmer-Wohnungen ist im Juli und August um Vorjahr zurückgegangen und lag im September auf Vorjahreswert.

Immobilienpreise steigen weiter

"Homeoffice und Homeschooling brauchen Platz“, meint Schroeter. „Wer auf der Suche ist und es sich leisten kann, schaut sich daher verstärkt nach einem Zuhause um, das mehr Raum und Rückzugsmöglichkeiten bietet.“

Die Preisentwicklung zeigt weiter nach oben. Sowohl Angebotskaufpreise als auch Angebotsmieten stiegen im Vergleich zum Vorjahr weiter. Im September waren die Angebotskaufpreise für Eigentumswohnungen in der Stadt um 13,9 Prozent höher als im Vorjahresmonat, auf dem Land stiegen die Preise um 7,2 Prozent. Die Angebotsmieten erhöhten sich ebenfalls: plus von 9 Prozent für Mietwohnungen in der Stadt, auf dem Land plus 7 Prozent. (hp)