Gas

Lies: Anbau von Nutzpflanzen für Biogas kostet zu viel Fläche

Niedersachsens Umweltminister schaltet sich in die "Tank-und-Teller"-Debatte ein. Die Branche ist verärgert. Es gebe keine Konkurrenz zwischen Energieversorgung und Ernährungssicherheit.
25.05.2022

Olaf Lies st seit November 2017 Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies hat sich gegen den Anbau von Nutzpflanzen für Biogasanlagen ausgesprochen. Dies koste enorme Flächen, sagte der SPD-Politiker auf einer SPD-Klausurtagung in Leer, wie das Politikjournal «Rundblick» (Mittwoch) berichtete.

Für die gleiche Menge Strom seien 30 Hektar Fläche für Pflanzen für Biogasanlagen notwendig - aber nur ein Hektar für Photovoltaik-Anlagen. Angesichts des Krieges in der Ukraine müssten Flächen für die Lebensmittelproduktion erhalten bleiben: «Lebensmittel gehören nicht in den Tank, sondern auf die Teller.» Besser sei dann ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen, «damit die Leute merken, wie ernst die Lage ist», sagte der Minister. Richtig sei es jedoch, Gülle in Biogasanlagen zu verwerten.

Lemke und Schulze: Weniger Pflanzen für Biogas

Mit seiner Einschätzung steht Lies nicht alleine da. Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hatten kürzlich eine Reduktion bzw. den weltweiten Stopp des Einsatzes von Anbaubiomasse zur Biokraftstoffproduktion gefordert, um einer „drohenden Hungersnot“ entgegenzuwirken.

Scharfe Kritik an dieser „Tank-oder-Teller-Debatte“ kommt von Verbio-Chef Claus Sauter. „Die aktuelle Debatte suggeriert, man müsse sich entscheiden, ob man im Sinne der Klimastrategie weiter auf klimafreundliche Mobilität und nachhaltige Energiegewinnung setzt oder Lebensmittel produziert.“ Nahrungsmittelsicherheit und der Einsatz von Biomasse für den Klimaschutz seien aber kein Entweder-Oder. Sauters Vorwurf: Auf Basis falscher Annahmen gefährde das Bundesumweltministerium notwendige Investitionen zur Erreichung der Klimaziele.

Köckler: Künstlich herbeigeredete Konkurrenz

Bei einem gemeinsamen Pressegespräch betonte Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender des Agrarhändlers Agravis Raiffeisen AG, dass die künstlich herbeigeredete Konkurrenz zwischen Energieversorgung und Ernährungssicherheit in Wirklichkeit nicht existiere. „Vielmehr gehen beide Hand in Hand.“ Bioenergie sei ein wichtiger Teil der Landwirtschaft, sie verwerte minderwertiges Getreide und stelle Futter- und Düngemittel bereit. Unternehmen wie Verbio würden schon aus Kostengründen kein Brotgetreide für die Produktion nutzen. Zudem sei der Einsatz von Agrarprodukten im Biokraftstoffbereich auf EU-Ebene gesetzlich geregelt: „60 Prozent der angebauten Rapsölpflanzen gehen in die Proteinfuttermittel-Produktion, nicht in den Tank.“  (amo)